23. April 2023: Charlotte Fresenius starb vor 150 Jahren

150 Jahre nach ihrem Tod im Alter von 54 Jahren wird das Leben von Charlotte Fresenius, der ersten Ehefrau von Carl Remigius Fresenius, nun genauer erforscht. Die Cognos-Bildungsgruppe will so die Namensgeberin der Charlotte Fresenius Hochschule würdigen.

Marie Luise Gertrud Charlotte Fresenius wurde am 27. August 1819 in Gießen als Tochter des Literaturwissenschaftlers und Theologen Friedrich Karl Rumpf geboren. Insgesamt ist über das Leben von Charlotte Fresenius bislang recht wenig bekannt; die COGNOS-Bildungsruppe plant, noch weitere Quellen über ihr Leben zu erschließen und auszuwerten.

Im Haushalt einer gemeinsamen Verwandten in Gießen lernte Charlotte Rumpf den aus Frankfurt stammenden Carl Remigius Fresenius kennen, der in Gießen beim berühmten Chemiker Justus von Liebig erst studierte und dann Assistent wurde. Am 21. September 1845 heirateten die beiden – es war der Tag ihres Umzugs nach Wiesbaden; der junge Chemiker trat dort seine erste Anstellung als Professor am Herzoglich Nassauischen Institut der Landwirtschaft Hof Geisberg an. Nicht weit davon entfernt, in der heutigen Kapellenstraße, gründete Carl Remigius Fresenius im Mai 1848 ein chemisches Laboratorium sowie eine Laborschule, aus der 1971 schließlich die staatlich anerkannte Hochschule Fresenius als eine der ersten privaten Fachhochschulen in Deutschland hervorging.

Charlotte brachte nach einer Totgeburt 1846 zwischen 1847 und 1863 neun Kinder zur Welt, von denen zwei Söhne im Säuglingsalter starben. Sieben Kinder von „Remi“, wie er genannt wurde, und Charlotte erreichten das Erwachsenenalter und wurden zum Teil im Unternehmen des Vaters tätig. Die jüngste Tochter Charlotte Auguste Emilie starb 1945.

Vermutlich hat sich Charlotte Fresenius in Wiesbaden vorrangig um Versorgung und Erziehung der gemeinsamen Kinder und den großen Haushalt gekümmert. Da die Wohnung der Familie im selben Gebäudekomplex lag wie das stetig wachsende Laboratorium samt Schule, wird sie mutmaßlich mit den dortigen Vorgängen vertraut gewesen sein, zumal Praktikanten und Angestellte sich auf dem gesamten Gelände, zu dem ein großer Garten gehörte, bewegten.

Charlotte erkrankte um das Jahr 1864, recht bald nach der Geburt der jüngsten Tochter, an einem – wie es im 19. Jahrhundert noch vornehmlich hieß – Nervenleiden. Sie wurde fortan – mit kurzen Unterbrechungen – bis zu ihrem Tod am 23. April 1873 stationär behandelt. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in der damals hochangesehenen und als besonders fortschrittlich geltenden Heil- und Pflegeanstalt Illenau (Baden).

Der Betrieb der Klinik begann 1842 unter Dr. Christian Friedrich Wilhelm Roller, der sich vehement für eine humane Behandlung von Patient:innen einsetzte und dabei große Unterstützung durch den Großherzog Leopold von Baden erhielt. Man sprach sogar von der „Illenauer Familie“ als Verband aus Kranken, Ärzten, Pfleger:innen und anderen Mitarbeitenden in der Klinik. Die leichter Erkrankten konnten auf dem großzügigen Gelände spazieren gehen oder leichte Arbeiten übernehmen; jede Abteilung hatte z. B. einen eigenen Garten mit Blumenbeeten. Wenn das Wetter es ermöglichte, wurden gemeinsame Ausflüge von Behandler:innen und Patient:innen unternommen. Patient:innen mit schwererem Leiden, die womöglich eine Gefahr für sich oder andere darstellen konnten, durften einen ummauerten Spazierhof nutzen. Diese Form der „Psychischen Cur“ geht auf einflussreiche deutsche Wissenschaftler zurück, die sich seit dem 17. Jh. mit psychischen Störungen, ihren Ursachen und ihrer Behandlung beschäftigten.

Auf dem Gelände der Klinik liegt auch Charlotte Fresenius´Grabstätte, die bis heute erhalten ist.

Die Charlotte Fresenius Hochschule sieht es als ihre Aufgabe, jungen Menschen in einem universitären Studium der Psychologie und Psychotherapie die Fachkompetenzen zu vermitteln, mit denen sie Störungsbilder wissenschaftlich fundiert einschätzen und Patient:innen adäquat behandeln können.

Über Charlotte Fresenius gibt es eine Podcast-Folge überall dort, wo es Podcasts gibt und hier: adhibeo – Podcast-Special 175 Jahre Bildung im Namen Fresenius.